Brief an Florian Pedarnig
In einem Brief an Florian Pedarnig schrieb Sepp Huter folgendes bzgl. seiner musikalischen Anfänge und wie früher musiziert wurde.
Lieber Florian!
Bezugnehmend auf Deine telefonische Anfrage, was wir in Kals so nach dem 2. Weltkrieg, als wir mit dem Musizieren begannen an Liedern gespielt haben, will ich Dir in etwa mitteilen, wie das so begann:
Als wir so im Sommer 1945 anfingen Blasinstrumente zu erlernen, kann ich mitteilen, dass die besseren Musikanten, also die Leute, die etwas mehr mit Gehör veranlagt waren, auch bald mit allem, was sie wussten ihr Talent unter Beweis stellen wollten. So wurde bald einstimmig als Solo, oder mehr noch im Duett gespielt.
Es waren dies alle möglichen Lieder: Österreichische und Deutsche. So etwa für Flügelhornisten: "Des Jägers Abschied" als Solo, oder auch zweistimmig oder „Auf den Bergen do is´ lustig“ – ein- oder zweistimmig
Es war auch so manches Kärntnerlied darunter, die meistens zweistimmig gespielt wurden. Natürlich durfte auch der „Erzherzog Johann Jodler“ für einen guten Flügelhornisten nicht fehlen. Oder „Hoch vom Dachstein an“, oder „Von der Alpe ragt ein Haus“.
Viele Lieder hat man auch aus der Blasmusikliteratur entnommen und gespielt. Meistens waren die Musikanten Flügelhornisten, die befreundet oder Nachbarn waren.
Nach den Musikproben, auf dem Heimweg, wurde sodann so manches Ständchen gespielt, was besonders in den stillen, späten Herbstnächten bezaubernd geklungen hat und auch gern gehört wurde.
Heute würde dies wohl nicht mehr gehen (Ruhestörung – Gendarmarie....). Dies war früher alles anders. Almwanderungen und Bergsteigen mit dem Musikinstrument im Rucksack - das war immer schön. Wie es auch öfters war – ein Musikant spielt ein Lied von der gegenüber liegenden Talseite und die Rückantwort erfolgt von der anderen Talseite, solches Spiel war besonders interessant.
Heute wird das Spiel mehr in Quartett und Quintett gepflegt, das ist sicher sehr gut und dazu gibt es auch viele Gelegenheiten. Nur das erstgenannte Solo, oder das Spielen im Duett wird allerdings immer weniger. Ich halte das für nicht gut.
Dies zu Deiner telefonischen Anfrage
Mit Gruß - Sepp
https://www.kals.at/glocknerklaenge/de/pressespiegel-korrespondenz/brief-an-florian-pedarnig#sigProId8414d03cf0